"Einer, der sich die Daten aus der Energiewelt stets sehr genau ansieht, ist Bruno Burger, Professor und Senior Scientist am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg im Breisgau. Er ist verantwortlich für die Seite Energy-Charts.info, die in interaktiven Grafiken zur Stromproduktion und zu Börsenstrompreisen die Energieversorgung der Deutschen misst und detailliert darstellt. Burger hat auch Daten aus der Stromerzeugung im Jahr vor dem Atomausstieg, also vom 16. April 2022 bis zum 15. April 2023, mit Daten aus dem Jahr nach dem Atomausstieg, vom 16. April 2023 bis zum 15. April 2024 verglichen, wobei er die letzten Tage des gerade abgelaufenen Jahres hochgerechnet hat.
Und Burger kommt auf dieser Datenbasis zu einer sehr eindeutigen Einschätzung: „Insgesamt“, sagt er, „finde ich den Kernkraftausstieg sehr gelungen.“ Was heißt das im Detail?
Sind die Strompreise durch den Atomausstieg gestiegen?
Nein, sind sie nicht. Die Großhandelspreise sind seit dem Kernenergieausstieg gefallen. Burger vergleicht monatliche Börsenstrompreise und kommt dabei für den April 2023 auf einen Wert von 99,01 Euro für die Megawattstunde und für den April 2024 auf einen Preis von 55,01 Euro für die Megawattstunde. Der Preis hat sich fast halbiert und ist auf den Wert vom April 2021 gefallen.
Die Verbraucherpreise liegen mit allen Abgaben und Steuern höher. Aber auch sie sind geringer geworden. Hier zitiert Burger das Vergleichsportal Verivox. Demnach liegen die Kosten bei einem Neukundenvertrag und einem durchschnittlichen Stromverbrauch Anfang April 2024 bei 26,05 Cent für die Kilowattstunde, vor einem Jahr kostete die Kilowattstunde demnach noch 33,83 Cent.
Nun kann man argumentieren: Auf den Strompreis wirken so viele Faktoren ein: Der Gaspreis etwa ist über das so genannte Merit-Order-System entscheidend. Der Preis wäre auch ohne Atomausstieg gefallen – vielleicht sogar etwas tiefer. Hier argumentiert Burger, dass die Preise über das Merit-Order-System für den gesamten europäischen Strommarkt gesetzt worden sind. Die 4,2 Gigawatt Kapazität, die hier durch den Wegfall der drei letzten Atomkraftwerke aus dem System genommen worden seien, falle bei der Preisbildung so gut wie nicht ins Gewicht. „Vielleicht wäre der Strompreis mit den drei Atomkraftwerken noch minimal tiefer gesunken“, sagt Burger. „Aber tatsächlich fällt die Menge bei der Preisbildung kaum ins Gewicht. Die deutsche Strombörse ist mit allen europäischen Strombörsen gekoppelt. Das gesamte Handelsvolumen umfasst mehrere Hundert Gigawatt Leistung. Wenn hier 4,2 Gigawatt von den letzten drei deutschen Kernkraftwerken fehlen, macht das in dem Merit-Order-System so gut wie nichts aus.“
Wer hat den Wegfall des Atomstroms ersetzt? Die Kohle?
Nein. Fossile Energie war es nicht. Durch den Wegfall des Atomstroms sind im vergangenen Jahr 29,5 Terawattstunden (TWh) Strom weggefallen. Dieses Minus ist durch ein Plus bei den Erneuerbaren Energien – vor allem bei Wind- und Sonnenkraft, in Höhe von 32 Terawattstunden kompensiert worden, sodass die Erneuerbaren 269 statt im Vorjahr 237 Terawattstunden erzeugt haben. „Die erneuerbaren Energien haben die Stromerzeugung der letzten drei Kernkraftwerke energetisch ersetzt“, sagt Burger.
Gleichzeitig aber, und das ist bemerkenswert, ist auch die Stromerzeugung mit fossilen Energien zurückgegangen, nämlich von 210 auf 153 Terawattstunden, um 57 Terawattstunden. Die Menge Strom, die im ersten Jahr ohne Kernkraft mit Kohle erzeugt worden ist, bewegte sich auf einem Niveau, das letztmals in der direkten Nachkriegszeit erreicht worden ist. Die Behauptung, der Strom sei noch nie so schmutzig gewesen in Deutschland, ist demnach Unsinn. Auch von einem „Kohlewinter“, wie er befürchtet worden war, kann keine Rede sein.
Aber eine Lücke gab’s doch. Wer hat die gefüllt?
Ja, die Lücke gibt’s. Die ist dadurch entstanden, dass in Deutschland im vergangenen Jahr insgesamt weniger Strom verbraucht worden ist, die „Last“ geringer waren. Die einen haben gespart, den anderen, vor allem Betrieben, war der Strom schlicht zu teuer. Sie haben ihre Produktion gedrosselt oder sogar ganz runtergefahren, vor allem in der energieintensiven Industrie.
Ob die gesunkene Last ein Anzeichnen für eine Deindustrialisierung in Deutschland ist, darüber wird gestritten. Laut Burger ist die Last um 10 Terawattstunden von 468 Terawattstunden auf 458 Terawattstunden gefallen. Wenn nun 10 Terawattstunden weniger gebraucht worden sind, die Erneuerbaren 2,5 Terawattstunden mehr produziert haben als Atomstrom aus dem System verschwunden ist, und die Kohlekraftwerke, weil sehr teuer, 57 Terawattstunden weniger produziert haben, dann fehlen etwa 44,5 Terawattstunden. Und die sind, das deckt sich mit den Daten, importiert worden. Insgesamt sind im vergangenen Jahr 43 Terawattstunden mehr importiert worden als im Vorjahr (22 TWh im Vergleich zu einem Export von 21 TWh 2022/23).
Aber da haben wir’s doch: Wir sind „Strombettler“!
Sind wir nicht. Deutschland hätte den Strom vor allem im vergangenen Sommer schon auch selbst produzieren können. Aber dann hätten die teuren Kohlekraftwerke einspringen müssen. So ist der Strom im europäischen Handel dort eingekauft worden, wo er günstiger war: In den skandinavischen Ländern oder in Frankreich. Mit anderen Worten: Bettler sind die Deutschen keine. Aber Heuchler: Sie steigen zwar selbst aus der Atomkraft aus, aber kaufen den Atomstrom dann doch aus Frankreich, wenn er dort günstig zu haben ist. Die hohen Strompreise im Jahr 2022 hätten vor allem zwei Gründe gehabt, sagt Bruno Burger. Hohe Gaspreise und den zeitweisen Wegfall eines großen Teils der französischen Kernkraftwerke. „Im Sommer 2023, nach dem Atomausstieg, gab es eine Flut von Strom in Europa, einen Überschuss. Die französischen Kernkraftwerke liefen wieder. Das Schmelzwasser in den Alpen hat erneuerbare Wasserkraft in der Schweiz und in Österreich erzeugt, es gab Windstrom aus Dänemark, Wasserkraft aus Norwegen und Schweden. Das alles hat dazu geführt, dass der Strompreis sehr niedrig war. Damit konnte unsere fossilen Kraftwerke nicht konkurrieren. Deshalb haben wir importiert.“"
Ein Jahr Atomausstieg: Fehlen Deutschland die Kernkraftwerke? (msn.com)
ENERGIE…
IST der Kernpunkt „jedweder“ Industrie, Handels und Dienstleistung…
Unser kleinstes Unternehmen, habe ANGST vor der nächsten
Rechnung. KANN meine IT – Infrastruktur NICHT vollumfänglich hochfahren…
Energiekosten!
Blackouts…
In deutschen Städten UND ich KANN ES…
Beweisen!